Interkulturelle und interreligiöse Toleranz und die Identität Europas

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Lars Schäfers

Das Friedensprojekt Europa ist in die Krise geraten. Dieser Erdteil, dessen Seele nach der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel die Toleranz sei,[1] verzeichnet in vielen Ländern einen stärker werdenden Nationalismus und Rechtspopulismus. Diese Entwicklung und mit ihr zusammenhängend die Flüchtlingsbewegung der vergangenen Jahre werfen die Frage nach Europas Selbstverständnis in neuer Dringlichkeit auf. Angesichts der zunehmenden Multikulturalität und Multireligiosität durch die Flüchtlingsmigration aus zumeist islamisch geprägten Ländern werden Befürchtungen laut, dass die kulturelle Identität Europas und der jeweiligen Nationalstaaten gefährdet sei. In Deutschland wurden daher Obergrenzen und Leitkulturen gefordert. An der Flüchtlingsbewegung scheiden sich letztlich die Geister. Die Gesellschaft spaltet sich zunehmend in jene, die für mehr kulturelle Homogenität und gegen „Überfremdung“ durch mehrheitlich muslimische Migranten eintreten und jene, die Vielfalt und Weltoffenheit befürworten.[2] Insbesondere rechtspopulistische Bewegungen oder Parteien sprechen seither mitunter auch von der vermeintlichen Notwendigkeit einer „Verteidigung des Christlichen Abendlandes“.[3] Der Begriff der Toleranz wird in dieser politischen Richtung verächtlich gemacht und gemeinsam mit jenem der Political Correctness und des Dialogs geschmäht und verunglimpft. Wie kann Toleranz sowie darauf gründend der interkulturelle und interreligiöse Dialog für das Europa der Gegenwart und vor dem Hintergrund dieser jüngsten Entwicklungen verstanden werden? Im Folgenden wird dazu ein Blick in Europas Vergangenheit vorgeschlagen, und zwar so wie der französische Philosoph Rémi Brague, emeritierter Inhaber des Guardini-Lehrstuhls für christliche Weltanschauung an der Ludwig-Maximilians-Universität in München, ihn für sein spezifisches Bild von Europa, seine eigentümliche Europa-Narration vorgenommen hat.

In Zusammenhang mit der heute demnach wieder hochaktuellen Frage nach Europas Identität wird auch bildlich vom Haus Europa gesprochen. Doch aus welchen Baustoffen ist es eigentlich zusammengesetzt? Zu dieser identitätstheoretischen Frage nimmt Brague bereits seit Jahrzehnten und vor allem in seinem Hauptwerk „Europa – seine Kultur, seine Barbarei. Exzentrische Identität und römische Sekundarität“ eine bemerkenswerte Position ein. Europas Programm nach Brague: die Aneignung des Fremden. Europas Ziel: wieder römisch werden.

Dieser Beitrag[4] widmet sich folgender Fragestellung: Wie kann Europa im Zuge der Flüchtlingsbewegung und vor dem Hintergrund der Tatsache, dass es zunehmend multikultureller und – besonders wegen der migrationsbedingten zunehmenden Präsenz des Islam – multireligiöser wird, gedacht werden? Ist die Rede von Europa als dem „Christlichen Abendland“ angemessen? Und wie steht es um den toleranzbasierten interkulturellen und interreligiösen Dialog in Europa aus der Sicht Rémi Bragues?

Zuerst gilt es zu klären, wie Brague Europa definiert. Ihm zufolge ist „die geographische Betrachtungsweise, bei der Europa als Raum in Erscheinung tritt, kein adäquater Ausgangspunkt.“[5] Es ist ferner sowohl ein zu enges als auch ein zu weites Europaverständnis zu vermeiden. Europa ist beispielsweise weit mehr als die Europäische Union. Daher wird ein Land nicht europäischer, wenn es sich der EU[6] anschließt.[7] Da es außerdem überall auf der Welt europäische Einflüsse und Prägungen gibt, ist Europa selbst wiederum „kleiner als die europäisierte Welt“[8]. Deswegen möchte Rémi Brague jegliche Vereinnahmung von Menschen und Räumen vermeiden, wenn er von Europa spricht.[9] Er plädiert daher für das Kriterium des Bewusstseins zur Bestimmung, wer zu Europa gehört:

„Europäer ist, wer das Bewusstsein hat, zu einem Ganzen zu gehören. […] [Man] kann nicht Europäer sein, ohne es zu wollen. Um ein Wort Ernest Renans über die Nation anzuwenden: Europa ist ein immerwährendes Plebiszit; selbst was im historischen Bewusstsein gründet, alles, was Ursprung oder Wurzel ist, wird immer von einem Bewusstsein aus betrachtet und die Geschichte bis zu einem gewissen Grad von ihm erzeugt.“[10]

Dadurch begreift er „die Zugehörigkeit zu Europa als flexibel und entwicklungsfähig“[11], was ein zentraler Aspekt seiner Auffassung von der Identität Europas ist.

Rèmi Bragues Thesen zur kulturellen Matrix Europas

Häufig wird auf die Frage nach den Ursprüngen Europas und den Quellen seiner Identität der berühmte Ausspruch des ersten deutschen Bundespräsidenten Theodor Heuss in dieser oder in abgewandelter Form zitiert:

„Es gibt drei Hügel, von denen das Abendland seinen Ausgang genommen hat: Golgatha, die Akropolis in Athen, das Capitol in Rom. Aus allen ist das Abendland geistig gewirkt, und man darf alle drei, man muss sie als Einheit sehen.“[12]

Auch Rémi Brague sieht diese drei Hügel und die jüdisch-christlichen, griechischen und römischen Kultur- und Denktraditionen, für die sie stehen, als die Ursprünge Europas an. Allerdings vertritt Brague diese klassische Drei-Quellen-Theorie aus einer ungewöhnlichen Perspektive und mit gänzlich anderer Gewichtung, als es üblicherweise geschieht. Das Römische ist für ihn nämlich die Voraussetzung dafür, dass aus den anderen beiden Quellen überhaupt geschöpft werden konnte: „Ich behaupte, weit radikaler, dass wir nur deshalb ‚griechisch‘ oder ‚jüdisch‘ sind oder sein können, weil wir zuallererst ‚römisch‘ sind.“[13] Aus diesem Grund geht es ihm nicht um eine bloße Addition der Quellen und Elemente einer Identität Europas. Das Römische ist seinem Verständnis nach keine inhaltliche Quelle, sondern „ein bestimmtes Modell kultureller Praxis, und damit auch ein Muster kultureller Identität.“[14] Darauf gründet Rémi Brague sein Europabild, die Kernthese dazu lautet wie folgt:

„Diese Identität – so meine These – rührt nicht von seinen Quellen her, sondern von der Art und Weise, wie Europa daraus geschöpft hat. Sie liegt nicht in dem Vermächtnis, das geerbt wurde, sondern in der Form des Erbens. Für Europa ist das Eigene nichts anderes als die Bewegung einer Aneignung.“[15]

Es geht dabei näherhin um eine „Aneignung dessen, was als fremd angesehen wird.“[16] Diese Aneignung des Fremden macht den zentralen Unterschied der Identität Europas gegenüber anderen Kulturen aus. Es handelt sich dabei um die von ihm so bezeichnete römische Haltung. Der zweite Aspekt seiner Kernthese besagt nämlich:

„Europa im engeren Sinn hat einen Wesenszug, den es vielleicht allein besitzt und auf den es allein Anspruch erhebt. Dies ist die Romanität.“[17]

Nach Brague ist die „Saat des griechischen und hebräischen Erbes“[18] einzig in Rom auf fruchtbaren Boden gefallen. Dies gerade deshalb, weil die Römer in einer „Nicht-Bodenständigkeit“[19] ihren Ursprung haben. Gründend auf einem „Gefühl der Minderwertigkeit“[20] der Römer gegenüber dem kulturellen Reichtum Griechenlands, hat Rom sich hellenisieren lassen, weil Römer-Sein heißt, die „Erfahrung des Alten als Neuem zu machen, als etwas, dessen Erneuerung sich durch die Verpflanzung in neue Erde vollzieht.“[21] Die Römer haben in diesem Sinne im Vergleich zu Griechen und Hebräern nichts schöpferisch Neues entwickelt. Das Neue der römischen Haltung ist hingegen vielmehr die „Vermittlung eines Inhalts, der letztlich nicht sein eigener ist.“[22]

Diese Haltung versteht Brague als eine von den Römern an in Mittelalter und Neuzeit, vor allem durch die verschiedenen Renaissancen, weitergeführte, für Europa identitätsstiftende Haltung. Sie ist von einem Wissen um die eigene kulturelle Minderwertigkeit und Zweitrangigkeit ausgegangen und angetrieben worden. Damit will er den römischen Imperialismus nicht verteidigen,[23] doch wertet er diesen unter Bezugnahme auf den Schriftsteller Charles Pierre Péguy als Bedingung für die Tradierung des hellenistischen Denkens: „ […] das antike Denken hätte seinen Weg nicht in die Welt gefunden und hätte nicht das Denken der ganzen Welt beherrscht, hätte der römische Soldat ihm nicht den Weg geöffnet, hätte der römische Soldat nicht die Erde erschlossen.“[24] Obwohl die Römer Griechenland erobert haben, „hatten sie zumindest den Mut, sich vor der griechischen Kultur zu verneigen, sich zwar als roh, jedoch als lernfähig zu erkennen gegeben.“[25]

Selbsteuropäisierung durch schöpferische Fremdheitserlebnisse

Wegen besagter Haltung ist die europäische Kultur nach Bragues Verständnis kein bloßes Sammelsurium an Traditionen, Gewohnheiten oder Bräuchen. Sie besteht vielmehr in der universalen Berufung, „daß man das, was über einen hinausgeht, sich anzuverwandeln sucht.“[26] Daher kann man auch nicht als Europäer geboren und irgendwann mit seinem Europäisch-Sein fertig werden. Selbsteuropäisierung heißt dementsprechend die Aufgabe eines jeden in Europa geborenen und lebenden Menschen.[27] Selbsteuropäisierung meint demnach die Einübung in die besagte römische Haltung: keine Abgrenzung und kein Abwerten fremder Kulturen, sondern ein toleranter Umgang mit dem Fremden und die Offenheit gegenüber dessen je für positiv befundenen Facetten. Denn nach Brague liegt für „die Bewohner des sogenannten ‚europäischen‘ Raumes […] die Gefahr darin, daß sie ihr Europäertum als einen sicheren Besitz und nicht als ein Abenteuer, als eine besondere Folklore und nicht als eine universale Berufung betrachten.“[28] Es ist Europa demnach aufgrund der Prozesshaftigkeit und Wandelbarkeit seiner Identität, deren konstanter Kern nach Brague die Exzentrizität ist, eigentümlich „sozusagen zu sich selbst eingewandert zu sein.“[29]

Die Zweitrangigkeit und die daraus resultierende römische Haltung der Aneignung des Fremden machen nach Brague Europas kulturelle Identität aus. Doch wegen der von ihm vertretenen Einzigartigkeit dieser Haltung kann kulturelle Identität bei Europa nicht die gleiche Bedeutung haben wie in anderen Kulturräumen. Europa ist Brague zufolge nämlich geprägt von kultureller Romanität, Brague sagt: „Mit der Formel ‚schöpferisches Fremdheitserlebnis‘ wird das Eigene der europäischen Kultur sehr treffend ausgedrückt.“[30] Die kulturelle Armut Europas sieht Brague dabei als das eigentliche Geheimnis seiner Größe. Sie war so und kann auch in Zukunft so als Chance für Offenheit und Toleranz gegenüber fremden kulturellen Einflüssen in Europa angesehen werden. Mit „Europa als Methode“[31] kann man dieses Identitätsnarrativ Bragues letztlich treffend benennen.

Die religiöse Romanität des Christentums

Inwieweit ist nach Rémi Bragues Ansicht auch das Christentum von dieser römischen Haltung geprägt? Wie versteht Brague die Rolle des Christentums in Europa und seine Bedeutung für die europäische Identität? Seine Kernthese hierzu lautet:

„Die Christen sind dem Wesen nach ‚römisch‘, insofern sie ihre ‚Griechen‘ haben, mit denen sie unauflöslich verbunden sind. Unsere Griechen sind die Juden. Um es klarer auszudrücken: Das Christentum verhält sich zum Alten Bund, wie die Römer sich zu den Griechen verhielten.“[32]

Das Christentum verhält sich also genau wie die Römer zu den Griechen in der Weise des Zweitrangigen zum Erstrangigen. Brague begründet dies mit der paulinischen Metapher des künstlichen Eingepfropft-Seins der Christen in den Ölbaum des jüdischen Volkes in Römer 11,24.[33] Dieser zentralen bildhaften jüdisch-christlichen Verhältnisbestimmung entspricht jene des Neuen zum Alten Testament. Letzteres wird nie als veraltet gelten, sondern bleibt ständige Ursprungsquelle und so in ihrem Wert gegenüber dem Neuen Testament stets gleichrangig. Trotz aller Konflikte hat die Kirche hierbei die Position des Marcion, der das Alte durch das Neue schlichtweg ersetzen wollte, stets zurückgewiesen, obwohl seine die einfachere Haltung gewesen wäre.[34]

Diese Zurückweisung des Marcionismus sieht Brague als geradezu konstitutiv für die Identität Europas und als unhintergehbare Grundhaltung für jede vom Christentum geprägte Kultur an:

„Die religiöse ‚Zweitrangigkeit‘ untersagt jeder Kultur, die sich, wie Europa, auf das Christentum beruft, sich selbst für die eigene Quelle zu halten. Womöglich war daher die Zurückweisung des Marcionismus der Gründungsakt der europäischen Geschichte als Zivilisation, indem sie die Matrix der Beziehung Europas zur Vergangenheit festlegte und diese Beziehung auf höchster Ebene verankerte.“[35]


Der Beitrag des Christentums zur Identität Europas

Die dem Christentum zu verdankende Unterscheidung von weltlichem und geistlichem Bereich[36] und die Bejahung deren jeweiligen Eigenwertes und jeweiliger Eigenständigkeit[37] sieht Rémi Brague als für die Entwicklung Europas zentral und das Bewusstsein um sie für die Zukunft als notwendig an.[38] Sie ist ein im Vergleich zu anderen Kulturräumen singuläres Phänomen, das zur Entstehung der bürgerlichen Freiheiten geführt hat.[39] Europa mit dieser seiner einzigartigen historischen Entwicklung macht diesen konkreten Erdteil gezwungenermaßen zum „Ort des Allgemeinen“[40] und der Entdeckung der „allgemein-menschliche[n] Universalität“[41]. Mit dieser Universalität meint er zum einen das griechische Denken, dem er Allgemeingültigkeit und bleibende Bedeutung beimisst,[42] zum anderen die universellen Werte, wie die Menschenwürde und die Menschenrechte, deren Ursprung das griechische Naturrechtsdenken ist und deren Erkenntnis Europa im Laufe der Geschichte für die Menschheit errungen hat. Bragues Verständnis von Europa und dem Allgemeinen kommt dem nahe, was Josef Isensee als Europas geistige Repräsentationsaufgabe für die Menschheit bezeichnet: „Europa setzt seine Maßstäbe nicht allein für sich, sondern für die Welt. Europa hat eine Art geistige Repräsentationsaufgabe für die Menschheit übernommen. Seine Entwicklung ist menschheitliche Entwicklung.“[43] So besteht nach Brague jedenfalls der Inhalt Europas geradezu darin, „ein offenes Gefäß für das Allgemeine zu sein.“[44] Für die religiöse Sphäre bedeutet dies, dass ihre Unabhängigkeit vom Politischen es Europa ermöglichte, „sich wie eine reife Frucht zu öffnen und seinen religiösen Inhalt, auch nachdem die politischen Bindungen abgebrochen waren, auf andere Kulturgebiete zu übertragen.“[45] Das Christentum hat „Bestehendes überlagert“[46], was dessen kulturelle Zweitrangigkeit ausmacht. Es musste so politische und rechtliche Institutionen sowie Kulturen und Sprachen nicht allesamt neu erfinden, sondern es konnte diese aufgreifen und sich auf ihrer Grundlage verbreiten.[47]

Dass diese Entwicklung gerade Europa in weltweit einmaliger Weise ermöglicht wurde, verdankt es dem Christentum. Ist das Christentum dann letztlich ein – wenn auch sehr zentraler – inhaltlicher Aspekt europäischer Identität neben weiteren? An dieser Stelle ist eine wichtige Unterscheidung Bragues anzuführen: „Die Christen sind keine Christianisten!“[48] Diese Unterscheidung beschreibt er folgendermaßen:

„Desgleichen hat in der Religion der Glaube nur dort Auswirkungen, wo er Glaube bleibt und nicht zur Berechnung wird. Die Zivilisation des christlichen Europa wurde von Menschen errichtet, deren Ziel niemals die Etablierung einer ‚christlichen‘ Zivilisation war, sondern die konsequent im Glauben an Christus lebten. Sie waren Christen – nicht ‚Christianisten‘.“[49]

Rémi Brague begründet diese These damit, dass die Errichtung einer christlichen Zivilisation eine bloße Nebenwirkung des Glaubens gewesen sei.[50] Als Beispiel führt er Papst Gregor den Großen an, der mit einem nahen Ende der Zeit rechnete, daher nur etwas Ordnung in der Welt schaffen wollte, dabei den Gregorianischen Choral als ein Jahrhunderte überdauerndes Kulturgut geschaffen hat, nie aber vorhatte, explizit eine christliche Zivilisation aufzubauen.[51]

Rémi Brague vertritt einen ganz eigenen Ansatz: Er nennt das Christentum nicht parataktisch neben den anderen Elementen der europäischen Kultur, wie das Griechische und das Jüdische, sodass dann jeder nach eigenem Wertungsschwerpunkt das eine oder das andere Element auswählen und hervorheben kann. Für ihn „ist das Christentum weniger ein Inhalt als vielmehr die Form der europäischen Kultur.“[52] Das Christentum formt die Beziehung Europas zu seinem kulturellen Erbe.[53]

Vor allem sind es der jüdische Glaube, das griechische Denken und das römische Recht, welche allesamt in das Christentum integriert und von diesem in je eigener Weise fortgeführt wurden, ohne dass sie ihr eigenständiges Existenzrecht dadurch verloren hätten. Brague schildert diesen Vorgang nicht zuletzt in bildlicher Weise, indem er zwischen Aneignung und Verdauung unterscheidet: Bei der Verdauung wird etwas Fremdes nach und nach assimiliert und verliert seine Eigenständigkeit. Die Aneignung hingegen umschließt das Fremde, belässt ihm aber seine Andersartigkeit.[54]

Rémi Brague über den Islam

Rémi Brague beschäftigt sich auch mit arabischer Philosophie, weshalb er das Thema Islam in seinem Werk häufig aufgriffen hat. Er beschreibt den Islam als eine Religion ohne die römische Haltung und Exzentrizität.[55] Der Islam würde seiner These zufolge Fremdes assimilierend verdauen und im Gegensatz zum Christentum keine Aneignung des Andersbleibenden vornehmen. Diese durchaus diskussionswürdige These kann hier nicht weiter erörtert werden. Mit Ausnahme dieser starken negativen Wertung und mit Blick auf die Frage nach Toleranz auf der Grundlage von Bragues kulturphilosophischem Ansatz kann dieser hingegen als differenzierendes Manöver zwischen einer zu oberflächlich-positiven und einer ebenso wenig in die Tiefe gehenden pauschalen Abwertung des Islam bezeichnet werden. Brague unterscheidet drei Bedeutungen des Islam:[56]

Erstens: Der Islam als Religion, der nach eigenem Selbstverständnis sowie nach der Bedeutung des arabischen Wortes Islam aus der vollkommenen Hingabe der Person an Gott besteht. Zweitens: Der Islam als Zivilisation, die einer bestimmten Anfangszeit im 7. Jahrhundert n. Chr. entsprang, sich geschichtlich entwickelt und sich grob gesagt von Mauretanien bis Indonesien ausgebreitet hat.  Drittens: Der Islam als die Gesamtheit der Völker in der Gegenwart, die durch den Islam als Religion und als Zivilisation beeinflusst und geprägt wurden. Wenn daher von „dem Islam“ gesprochen wird, bleibt das vage und unpräzise.

Drei Missverständnisse sind daher häufig die Folge. Erstens:[57] Wenn vor einer Vermischung von Islam und der Gewalt und dem Terrorismus im Namen des Islam gewarnt wird, der vermeintlich wahre Islam davon abgegrenzt und darauf verwiesen wird, dass die Mehrheit der Muslime den Terrorismus nicht befürwortet, ist das richtig und geschieht dies aus einer guten Gesinnung heraus. Doch es bleibt das Problem, dass der Islam keine Autorität kennt und will, die eine Orthodoxie verbindlich festlegt. Zweitens:[58] Weil der Islam als Religion nicht deckungsgleich mit dem Islam als Zivilisation ist, dürfen Merkmale der Zivilisation nicht per se der Religion zugeschrieben werden. Dies gilt beispielsweise für geläufige Negativbeispiele wie die Situation der Frau im Islam, die auch in der traditionellen Gesellschaftsordnung des Mittelmeerraums und nicht primär in der Religion ihren Ursprung haben kann. Drittens: Daraus resultiert auch der Kurzschluss, zu meinen, dass beispielsweise Probleme der islamisch geprägten Länder mit ökonomischer Unterentwicklung, mangelnden demokratischen Strukturen usw. keine speziellen Probleme dieser Länder, sondern generell Probleme von Entwicklungsländern sind, und damit auch von solchen mit christlicher, animistischer, hinduistischer, buddhistischer oder konfuzianistischer Prägung.

Rémi Brague in der Kritik

Rémi Bragues dargelegte, vergleichsweise außergewöhnliche Thesen zur Identität Europas wurden von Vertretern verschiedenster Wissenschaftsdisziplinen sowohl rezipiert als auch kritisiert:

Als ein Beispiel sei hier der evangelische Theologe Christian Polke genannt: Polke spricht mit kritischen Rekurs auf Brague von einer doppelten Ironie der „ex-zentrischen wie ambivalenten Identität“[59] Europas und weist auf die Ambivalenz der gesamten Historie des Kontinents als einer notwendigen Relativierung der Thesen Bragues von der Tatsächlichkeit und der Möglichkeit exzentrischen, dem Fremden gegenüber offenen europäischen Denkens und Handelns hin. Europas Geschichte ist eben bei weitem nicht nur eine der Aneignung, sondern ebenso eine der Vernichtung des Fremden. Gerade das Römische Reich, nach dem Brague die römische Haltung benannt hat, führte zahlreiche Eroberungsfeldzüge zur Erweiterung seiner Grenzen durch. So wird deutlich, dass die römische Haltung bei den antiken Römern wohl einzig auf den kulturellen Bereich beschränkt blieb. Auch in der Zeit nach den Römern verlief der europäische Umgang mit dem Nichteuropäischen nicht wesentlich besser. Rémi Brague ist sich dieser Schattenseiten der Geschichte Europas durchaus bewusst, wendet sich aber gegen einen verengten Blick auf diese:

„Tatsache ist aber, dass jede Kultur ihre eigenen Sünden, sie alle und nur sie, zu büßen hat. Es ist gut, sich seiner Fehler bewusst zu werden, noch besser ist es, sie zu bekennen und zu bereuen. Tödlich gefährlich ist dagegen eine perverse Beichte, die in keine Absolution mündet.“[60]


Rémi Brague über interreligiösen und interkulturellen Dialog

Was sagt Brague zum Thema des interreligiösen und interkulturellen Dialogs? Da ein solcher in funktionierender Weise aufgrund der migrationsbedingten wachsenden kulturellen und religiösen Pluralität in Europa eine immer größere Bedeutung für gesellschaftlichen Frieden und Toleranz einnimmt, wird nun zum Schluss seine Positionierung hierzu genauer in den Blick genommen. Dabei setzt er sich kritisch mit dem häufig vorgenommenen Verweis auf den Mittelmeerraum und den dortigen Austausch und Dialog der Kulturen im Laufe der Geschichte als einem herausragenden Beispiel von religiöser und kultureller Toleranz auseinander. Dieses Mittelmeerbild hält er für einen Mythos:

 „Dialog, métissage, Multikulti, all die Schlagwörter, die unter den schönen mediatischen Seelen herumgeistern, finden einen Verankerungspunkt im Mittelmeerraum. Diesen Legenden möchte ich hier den Garaus machen.“[61]

Rémi Brague skizziert die Geschichte des Mittelmeerraums beginnend mit der Zeit der römischen Herrschaft, als sich das Mittelmeer zum Handelsplatz für Nord und Süd entwickelte und wodurch am Mittelmeer ein einheitlicher kultureller Raum entstand. Mit den arabischen Eroberungen der südlichen Ufer im 7. Jahrhundert n. Chr. fand diese kulturelle Einheit jedoch ihr Ende, was den Handel im Mittelmeer intensiviert hat. Dabei deutet Brague die weitere Entwicklung in Mittelalter und Neuzeit als drei Ausbrüche aus dem Mittelmeer: [62] Erstens Byzanz, welches das Mittelmeer vom Bosporus aus zum Schwarzen Meer hin öffnet. Zweitens der Islam, der es von der Meerenge von Hormus aus zum Indischen Ozean hin öffnet; und drittens das neuzeitliche Europa, welches das Mittelmeer durch die Straße von Gibraltar zum Atlantischen Ozean hin öffnet. Nach dem Untergang des Byzantinischen Reiches blieben nur noch die Welt Europas und die Welt des Islam, deren jeweilige Schwerpunkte sich weit vom Mittelmeer weg verlagerten. So bezeichnet Brague Europa zugespitzt als „das Anti-Mittelmeer par excellence“, da es den Welthandel auf den Atlantischen Ozean und weiter auf die ganze Welt verlagerte bzw. ausbreitete.

So sei daher die historische Idealisierung des Mittelmeers als Vorreiterregion der Toleranz Brague zufolge ein mögliches Zeichen eines Traumas. Insbesondere der Verweis auf die Multikulturalität sowie den interkulturellen und interreligiösen Dialog in den Städten des Mittelmeerraums hinterfragt er, denn all diese Gegenden, die einst einmal multikulturell waren, scheinen es nicht mehr zu sein, wie er konstatiert.[63] Die vormals oder in Teilen auch nach diesen Entwicklungen bestehende Koexistenz verschiedener Kulturen und Religionen bedeutete nach Brague jedoch nie Gleichheit und sei häufig auch von gegenseitiger Gleichgültigkeit und Unkenntnis geprägt gewesen.[64] Daher habe es – so Bragues Schlussfolgerung – in der Geschichte des Mittelmeerraums mit Ausnahme der Beziehungen zwischen Byzantinern und Lateinern zwar keinen „clash of civilisations“[65], aber auch keinen echten, wechselseitigen Dialog gegeben.[66] Um Rémi Brague hier nicht falsch zu verstehen: Den interkulturellen und interreligiösen Dialog erachtet er als notwendig und gut. Er nennt auch eine aus seiner Sicht wichtige Bedingung dieses Dialogs, die mit seinem Konzept der Aneignung des Fremden und daraus gespeister europäischer Identität zusammenhängt:

„Zu den wichtigsten Bedingungen eines fruchtbaren Gesprächs gehört auch die Bereitschaft, sich im Spiegel des Anderen zu sehen. Das bringt mit sich den Verzicht auf den Exklusivitätsanspruch des Selbstbildes und der Selbstdeutung. Am verfänglichsten auf diesem Gebiet ist wohl die oft vorgebrachte Idee, nach der jede Kultur sich nur von innen her verstehen ließe. Sollte das nämlich stimmen, dann wäre jede Brücke zwischen den verschiedenen Kulturwelten endgültig unterbrochen.“[67]

Rémi Brague möchte vielmehr zum Ausdruck bringen, dass aus seiner Sicht die Geschichte des Mittelmeerraums bezeugt, dass ein tiefer gehender wechselseitiger Dialog der Kulturen, der im besten Fall zu gegenseitiger Bereicherung führt, „keine Tatsache der Vergangenheit ist, sondern der Zukunft.“[68]

Was bleibt als Fazit?

Vor dem Hintergrund der Flüchtlingsbewegung der letzten Jahre und des immer wieder aufkommenden Diskurses über Europas Identität kann Rémi Bragues Verständnis von Europa als exzentrischer Kultur in diesen eingebracht, kann die römische Haltung im Sinne einer steten Selbsteuropäisierung weiter entfaltet werden. Schöpferische Fremdheitserlebnisse fördern im interkulturellen Dialog und interreligiösen Dialog Toleranz und gegenseitiges Verständnis, was insbesondere angesichts der jüngsten Flüchtlingsbewegung und der zunehmenden Multireligiosität in vielen europäischen Staaten unerlässlich ist. Die Befähigung, das Eigene immer wieder neu zu transzendieren und den Horizont der je eigenen kulturellen Einbettung auf die Begegnung mit dem Fremden hin zu öffnen, entspricht dem Lebensprinzip Europas.

Diese grundlegend wohlwollende Haltung schließt eine sachliche Kritik an und die begründete Ablehnung von fremden kulturellen Einflüssen, die sich nicht mit dem eigenen europäisch-westlichen Wertekanon vereinbaren lassen, nicht aus. Sicherlich, die Flüchtlingskrise hat den europäischen Integrationsgedanken hin zu einer immer engeren Vereinigung der Staaten Europas ebenfalls in eine Krise gezogen. Nicht wenige Unionsbürger, gerade in den mittel- und osteuropäischen EU-Ländern, die eine restriktive Haltung gegenüber der Aufnahme von Flüchtlingen befürworten, fragen vermehrt die Legitimation und Vorteilhaftigkeit einer weiteren europäischen Einigung an. Hier zeigt sich: „Globalisierung darf nur so schnell gehen, wie die Menschen sich selbst mental der Welt öffnen können.“[69] Mit Blick auf die Ziele der Toleranzförderung und Friedensstiftung ist derzeit besonders der Dialog mit dem Islam ein zentraler Faktor.[70] Die römische Haltung der Offenheit für Fremdes bedarf dabei der Einsicht, dass kultureller Austausch für beide Seiten ein Gewinn darstellen kann. Unersetzlich sind dafür die Begegnung und der Dialog von Mensch zu Mensch. Nur wenn auf dieser konkreten Ebene diese Haltung gelebt wird, kann auch Europas exzentrische Identität mit Leben gefüllt werden, kann Europa zur Methode werden. Der universalistische Charakter der europäisch-römischen Haltung nach Brague weitet den Blick zudem prinzipiell auf alle Phänomene des kulturell Fremden auch über den islamisch-arabischen Kulturkreis, der in diesem Beitrag im Fokus stand, hinaus.

Mit Christianismus bietet Rémi Brague einen Terminus, der eine Ideologisierung des Christentums zwecks Rechtfertigung bestimmter politischer Haltungen, wie etwa die heutigen Versuche rechtspopulistischer Parteien in Europa Fremden- und insbesondere Islamfeindlichkeit mit der Verteidigung des „Christlichen Abendlandes“ zu rechtfertigen, auf den Begriff. Dies schließt selbstverständlich eine sachgerechte Diskussion der vorhandenen Probleme, die mit der Flüchtlingsmigration vornehmlich aus dem islamisch-arabischen Kulturkreis einhergehen, nicht aus. Die christlichen Kirchen haben indes die Chance und die Aufgabe, Gedächtnisort der exzentrisch-offenen Haltung gegenüber fremden Quellen zu sein; als historisches Beispiel führt Rémi Brague die Auseinandersetzung mit dem Marcionismus an.

Rémi Brague plädiert vor allem mit Blick auf den Islam, der in Europa migrationsbedingt zunehmend an Bedeutung gewinnt,für mehr Ehrlichkeit und Differenziertheit im interreligiösen Dialog und bringt dabei zugleich die Erkenntnis ins Bewusstsein, dass es einen solchen in funktionierender und konstanter Weise in Europa bisher nicht gab. Der seit Jahrtausenden multikulturell geprägte Mittelmeerraum bietet hierfür seiner Auffassung nach keine Blaupause für ein Miteinander in dialogischer Toleranz: „Wir haben, keine Vorbilder, keine echte Ahnengalerie. Dies ehrlich anzuerkennen könnte uns helfen, die heutigen Probleme anzugehen, wo sie sind.“[71] Die Brague’sche Europa-Narration kann schlussendlich ein Beitrag dafür sein, dass Europa immer mehr als eine Heimat der Toleranz und als Heimat der Verschiedenheit gedacht wird.

Literatur:

– Brague, Rémi: Die Geschichte der europäischen Kultur als Selbsteuropäisierung, in: Böckelmann, Frank/Kamper, Dietmar/Seitter, Walter (Hgg.): Tumult. Schriften zur Verkehrswissenschaft Bd. 22, Bodenheim 1996, 94-100.

– Brague, Rémi: Europa – seine Kultur, seine Barbarei (Das Bild vom Menschen und die Ordnung der Gesellschaft), Wiesbaden 22012.

– Brague, Rémi: Mittelmeer als Mythos, in: Stock, Günter/Markschies, Christoph/Hauer, Susanne (Hgg.): Zukunftsort: Europa, Berlin/Boston 2015, 69-81.

– Brague, Rémi: Orient und Okzident. Modelle „römischer“ Christenheit, in: Kallscheuer, Otto (Hg.): Das Europa der Religionen. Ein Kontinent zwischen Säkularisierung und Fundamentalismus, Frankfurt a. M. 1996, 45-65.

– Brague, Rémi: Quelques difficultés pour comprendre l’Islam. En conférence à l’Ircom le 7/12/2012:

https://gerflint.fr/Base/AmeriqueduNord1/Brague2.pdf (zuletzt abgerufen am 18.03.2019).

– Brague, Rémi: Sur le «vrai» islam, in: Commentaire. Revue trimestrielle. Volume 38/Numéro 149/2015, 5-13.

– Brague, Rémi: Sohnland Europa, in: Brague, Rémi/Koslowski, Peter (Hgg.): Vaterland Europa. Europäische und nationale Identität im Konflikt, Wien 1997, 19-40.

– Brague, Rémi: Wie kann Europa eine Zukunft haben?, in: Fechtrup, Hermann/Schulze, Friedbert/Sternberg, Thomas (Hgg.): Europa auf der Suche nach sich selbst. Ein Symposium der Josef Pieper Stiftung (Dokumentationen der Josef Pieper Stiftung Bd. 7), Berlin 2010, 193-202.

– Geyer, Felix: Europas Werte – Eine Standortbestimmung, in: Geyer, Felix, u.a. (Hgg.): Europa – verkauft und verführt? Sozialethische Reflexionen zu Herausforderungen der europäischen Integration, Münster 2018, 22-48.

– Heuss, Theodor: Reden an die Jugend, Tübingen 1956.

– Höffe, Otfried: Menschenrechte: europäischer Kulturexport oder universales Ethos?, in: Delgado, Mariano/Lutz-Bachmann, Matthias (Hgg.): Herausforderung Europa. Wege zur europäischen Identität, München 1995, 114-131.

– Huntington, Samuel: Der Kampf der Kulturen. Die Neugestaltung der Welt im 21. Jahrhundert, München 2002.

– Isensee, Josef: Nachwort. Europa – die politische Erfindung eines Erdteils, in: Isensee, Josef (Hg.): Europa als politische Idee und als rechtliche Form, Berlin 21994, 103-138.

– Mack, Elke: Was hält Europa und den Westen zusammen? (Kirche und Gesellschaft Nr. 441), Köln 2017.

– Orth, Stefan/Resing, Volker: Vorwort, in: Orth, Stefan/Resing, Volker (Hgg.): AfD, Pegida und Co. Angriff auf die Religion? Freiburg i. Br. 2017, 7-8.

– Pieper, Josef: Was heißt „Christliches Abendland?“, in: Wald, Berthold (Hg.): Josef Pieper. Werke in acht Bänden (Bd. 8,2), Hamburg 2008, 444-451.

– Polke, Christian: Religiöser Europäismus – Die Zukunft einer Idee, in: Liedhegener, Antonius/Werkner, Ines-Jacqueline (Hgg.): Europäische Religionspolitik. Religiöse Identitätsbezüge, rechtliche Regelungen und politische Ausgestaltung, Wiesbaden 2013, 83-98.

– Schäfers, Lars: Europa, Flüchtlinge und die Aneignung des Fremden, Münster 2016.

– Schäfers, Lars: Europa und das Fremde. Zwischen Aneignung und Ablehnung, in: Bonacker, Marco/Geiger, Gunter: Grenzen – der demokratische Rechtsstaat und die Herausforderung der Migration, Paderborn 2018, 147-163.

– Schmid, Hansjörg: Hindernis oder Ressource? Die Rolle des Islams für die Integration von Flüchtlingen, in: Heimbach-Steins, Marianne (Hg.): Zerreißprobe Flüchtlingsmigration, Freiburg i. Br. 2017, 163-174.

– Vogt, Markus: Theologie des interreligiösen Dialogs. Einführung und Verortung, in: Münchener Theologische Zeitschrift [MThZ] 70 (2/2018), 97-112.


[1]  Dies äußerte sie zuletzt in ihrer Rede auf dem Festakt zum Abschluss des Reformationsjubiläums in Wittenberg am 31.10.2017: https://www.bundesregierung.de/breg-de/aktuelles/rede-von-bundeskanzlerin-merkel-im-rahmen-des-500-jahrestages-der-reformation-am-31-oktober-2017-in-der-lutherstadt-wittenberg-466600 (zuletzt abgerufen am 18.03.2019).

[2]  Vgl. Vogt, Theologie des interreligiösen Dialogs, 97.

[3] „Zu den zentralen Themen von AfD, Pegida und anderen gehört die Religion. Einerseits bezieht man sich auf das »christliche Abendland« und fürchtet sich vor »dem Islam«, den man undifferenziert wahrnimmt. Andererseits stören sich die Wortführer am Engagement der Kirchen für die Flüchtlinge im Land, die seit Herbst 2015 in größerer Zahl gekommen sind.“ Ort/ Resing, Vorwort, 7.

[4] Der Beitrag beruht dabei in Teilen auf den ausführlicheren Analysen in: Schäfers, Europa, Flüchtlinge und die Aneignung des Fremden sowie auf dem Beitrag: Schäfers, Europa und das Fremde. Zwischen Aneignung und Ablehnung.

[5] Brague, Europa – seine Kultur, seine Barbarei, 14.

[6] Aus diesem Grund thematisiert Brague die Europäische Union auch nur selten, sein Fokus liegt auf dem kulturellen Europaverständnis im hier dargelegten Sinn.

[7] Vgl. Brague, Sohnland Europa, 21.

[8] Brague, Sohnland Europa, 22.

[9] Brague, Sohnland Europa, 23f.

[10] Brague, Europa – seine Kultur, seine Barbarei, 16.

[11] Brague, Europa – seine Kultur, seine Barbarei, 16.

[12] Heuss, Reden an die Jugend, 32.

[13] Brague, Europa – seine Kultur, seine Barbarei, 38.

[14] Brague, Orient und Okzident, 53.

[15] Brague, Sohnland Europa, 28.

[16] Brague, Europa – seine Kultur, seine Barbarei, 99.

[17] Brague, Europa – seine Kultur, seine Barbarei, 33.

[18] Brague, Europa – seine Kultur, seine Barbarei, 40.

[19] Brague, Europa – seine Kultur, seine Barbarei, 41.

[20] Rémi Brague geht es dabei nicht um die Frage, inwieweit diese Minderwertigkeit aus vermeintlich objektiven Gegebenheiten herrührt und diese Wertung somit irgendeine berechtigte Grundlage hätte; wichtig ist nur, dass ein subjektiver Niveauunterschied empfunden wurde (vgl. Brague, Europa – seine Kultur, seine Barbarei, 47f.).

[21] Brague, Europa – seine Kultur, seine Barbarei, 44.

[22] Brague, Europa – seine Kultur, seine Barbarei, 42.

[23] Vgl. Brague, Europa – seine Kultur, seine Barbarei, 45.

[24] Brague, Europa – seine Kultur, seine Barbarei, 49.

[25] Brague, Europa – seine Kultur, seine Barbarei, 49.

[26] Brague, Die Geschichte der europäischen Kultur als Selbsteuropäisierung, 98.

[27] Vgl. Brague, Die Geschichte der europäischen Kultur als Selbsteuropäisierung, 98.

[28] Vgl. Brague, Die Geschichte der europäischen Kultur als Selbsteuropäisierung, 98.

[29] Brague, Europa – seine Kultur, seine Barbarei, 172.

[30] Brague, Sohnland Europa, 35.

[31] Vgl. Geyer, Europas Werte – Eine Standortbestimmung, 41ff.

[32] Brague, Europa – seine Kultur, seine Barbarei, 63.

[33] Brague, Europa – seine Kultur, seine Barbarei, 64.

[34] Brague, Europa – seine Kultur, seine Barbarei, 65ff.

[35] Brague, Europa – seine Kultur, seine Barbarei, 118.

[36] Dass diese Entwicklung nicht linear und unproblematisch war, ist Brague durchaus bewusst, denn er weist darauf hin, dass die Kirche keinesfalls „von allen weltlichen Seitensprüngen loszusprechen“ (Brague, Europa –  seine Kultur, seine Barbarei, 180) sei. Trotzdem kann die Unterscheidung von weltlicher und geistlicher Sphäre von der historischen Genese her durchaus als spezifisch christlich und europäisch bezeichnet werden.

[37] In dem Zusammenhang bezieht sich Brague auch auf den Terminus „theologisch gegründete Weltlichkeit“ von Josef Pieper, wonach weltliche und religiöse Sphäre zwar eigenständig, nicht aber völlig getrennt sind und dies das Proprium des so verstandenen christlichen Abendlandes Europa ausmache. Vgl. Brague, Wie kann Europa eine Zukunft haben?, 201; vgl. im Original Pieper, Was heißt „Christliches Abendland“?, 446.

[38] Brague, Wie kann Europa eine Zukunft haben?, 202.

[39] Vgl. dazu Brague, Europa – seine Kultur, seine Barbarei, 181.

[40] Brague, Sohnland Europa, 39.

[41] Brague, Sohnland Europa, 39.

[42] Brague, Europa – seine Kultur, seine Barbarei, 205.

[43] Isensee, Europa – die politische Erfindung eines Erdteils, 115.

[44] Brague, Europa – seine Kultur, seine Barbarei, 151; vgl. auch dazu in ähnliche Richtung denkend Otfried Höffes Verständnis, der den Wert der Menschenrechte und ihrer Universalität mit Begriffen, „die sowohl für kulturelle und individuelle Andersartigkeit wie für Gleichberechtigung des Anderen offen sind“ vertreten sehen will, damit sie nicht als partikulärer, europäischer Kulturexport erscheinen (vgl. Höffe, Menschenrechte, 129f.).

[45] Brague, Europa – seine Kultur, seine Barbarei, 182.

[46] Brague, Europa – seine Kultur, seine Barbarei, 185.

[47] Brague, Europa – seine Kultur, seine Barbarei, 185.

[48] Brague, „Christen sind keine Christianisten“, Interviewbeitrag bei Radio Vatikan vom 19.10.2012: http://de.radiovaticana.va/storico/2012/10/19/remi_brague:_%E2%80%9Echristen_sind_keine_christianisten%E2%80%9C/ted-631344 (zuletzt abgerufen am 16.01.2019)

[49] Brague, Europa – seine Kultur, seine Barbarei, 149.

[50] Vgl. Brague, Christen und „Christianisten“, Interview von Gianni Valente, in: 30 Tage. In Kirche und Welt: http://www.30giorni.it/articoli_id_5435_l5.htm (zuletzt abgerufen am 16.01.2019).

[51] Vgl. Brague, Christen und „Christianisten“.

[52] Brague, Europa – seine Kultur, seine Barbarei, 196.

[53] Vgl. Brague, Europa – seine Kultur, seine Barbarei, 195.

[54] Vgl. Brague, Europa – seine Kultur, seine Barbarei, 113f.

[55] Vgl. Brague, Europa – seine Kultur, seine Barbarei, 110ff.

[56] Zu den folgenden Ausführungen vgl. Brague, Quelques difficultés pour comprendre l’Islam, 1ff.: https://gerflint.fr/Base/AmeriqueduNord1/Brague2.pdf (zuletzt abgerufen am 18.03.2019).

[57] Vgl. dazu Brague, Sur le «vrai» islam, 7.

[58] Vgl. zu den folgenden beiden Missverständnissen Brague, Quelques difficultés pour comprendre l’Islam, 3ff.

[59] Polke, Religiöser Europäismus, 90.

[60] Brague, Wie kann Europa eine Zukunft haben?, 195.

[61] Brague, Mittelmeer als Mythos, 69.

[62] Vgl. zu den Folgenden Ausführungen Brague, Mittelmeer als Mythos, 70f.

[63] Vgl. Brague, Mittelmeer als Mythos, 73.

[64] Vgl. Brague, Mittelmeer als Mythos, 74.

[65] Vgl. Huntington, Der Kampf der Kulturen.

[66] Vgl. Brague, Mittelmeer als Mythos, 76.

[67] Brague, Wie kann Europa eine Zukunft haben?, 198.

[68] Brague, Mittelmeer als Mythos, 79.

[69] Mack, Was hält Europa und den Westen zusammen?, 11f.

[70] Vgl. Vogt, Theologie des interreligiösen Dialogs, 98. Vgl. im Kontext der Migration auch Schmid, Hindernis oder Ressource?

[71] Brague, Mittelmeer als Mythos, 79.

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