Naturschutz heißt auch, die Schöpfung zu bewahren
In Deutschland sind die christlichen Kirchen schon seit Jahren in verschiedenen Bereichen des Natur- und Umweltschutzes aktiv. Ein Beispielprojekt ist die Aktion „Lebensraum Kirchturm“, die der NABU zusammen mit Kirchen durchführt. Kirchen, die sich besonders für die Sicherung von Nistplätzen bedrohter Arten wie Schleiereulen und Fledermäuse einsetzen, werden mit einer Urkunde ausgezeichnet und erhalten eine Plakette, die sie an ihrer Kirche anbringen können. In den Jahren 2016 bis 2019 hat der NABU dank der Unterstützung des Auswärtigen Amtes die Zusammenarbeit zwischen kirchlichen Organisationen und NGO‘s in Osteuropa gestärkt und einen Dialog für den Natur- und Klimaschutz geschaffen. In den letzten drei Jahren hat das Projekt mehr als 275.000 Menschen aus sechs osteuropäischen Ländern erreicht.
Kirche und Naturschutz – Wie passt das zusammen?
Man muss gar nicht weit in der Geschichte zurück blicken, um das Engagement von Kirchen für den Natur- und Umweltschutz zu entdecken. In den späten 1980er Jahren forderten DDR-Umweltgruppen die Regierung auf, die Folgen des Waldsterbens und der steigenden Gewässerverunreinigung nicht länger zu ignorieren. Eine starke Umweltbewegung entstand. Auch heute kann die Kirche ein starkes Bindeglied zwischen Mensch und Natur sein – etwa in Osteuropa. In der Ukraine hat die Kirche eine starke Stimme und großen Einfluss auf die Bevölkerung. Der NABU setzt hier seit 2016 auf christliche Institutionen und NGO‘s als Partner. Ziel ist es, christliche Kirchen sowie muslimische, jüdische und andere religiöse Organisationen für gemeinsame Naturschutzaktivitäten mit NGO‘s zusammenzuführen und mit deren Hilfe die Öffentlichkeit für das Thema zu begeistern. Das gemeinsame Motto liegt auf der Hand: Die „Bewahrung der Schöpfung“.
Vertreter von 17 religiösen Organisationen und NGO‘s aus sechs Ländern verabschiedeten zum Projektstart die „Ushgoroder Deklaration“ zur Gründung des Interreligiösen Naturschutzforums in Osteuropa (IRCEF) – ein Meilenstein in der internationalen Naturschutzarbeit.
Wirken für den Naturschutz
Das Forum entwickelt gemeinsam mit der lokalen Bevölkerung neue Ansätze und Ideen zum Erhalt der Artenvielfalt. Erneuerbare Energien, ökozertifizierte Gemeindearbeit und alternative Mobilitätskonzepte sind beispielhafte Themen, die die Kirchgemeinden mit ihren Mitgliedern diskutieren und in Projekten umsetzen. Sie tragen damit zur Aufklärung der Bevölkerung bei sozialen, wirtschaftlichen und ökologischen Problemen im Sinne einer Bildung für nachhaltige Entwicklung bei. Das Forum veranstaltet Konferenzen, Diskussionsrunden und ökumenische Foren zu aktuellen Naturschutzthemen.
Die Teilnehmer des Forums setzen sich darüber hinaus mit den Unterschieden interreligiöser Dialoge in Hinblick auf die Bewahrung der Natur auseinander und erhöhen das Verständnis für verschiedene ökotheologische Ideen. Die Integrität der Schöpfung ist dabei zentrales Thema in der Zusammenarbeit zwischen akademischen Institutionen und interreligiösen Organisationen, um den Bereich des Natur- und Umweltschutzes in ganz Osteuropa nachhaltig zu verbessern. Das Forum ist sich seiner Verantwortung bewusst und möchte aktiv zur ökologischen Bewusstseinsbildung der Bevölkerung beizutragen. Die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen ist daher ein besonderes Anliegen des Forums. Die Qualifizierung von Nachwuchswissenschaftlern in akademischen Bereichen des Naturschutzes und der Religion gehören ebenfalls dazu. Mit Publikationen, Umweltbildungsmaterialien und Übersetzungsdienstleistungen unterstützt das Forum die Aufklärungsarbeit für den Natur- und Umweltschutz für die Zivilgesellschaft Osteuropas insgesamt.
Ivan Tymofeev